Carla und Jack aus der Mayonnaisefabrik

Eine Art veredelte Resteverwetung des Songs of Faith and Devotion Album von Depeche Mode könnte man das Unsound Methods Album von Alan Wilders Projekt Recoil betrachten. Da wurde viel guter Sound von 1993 recycelt aber auch massiv überarbeitet und mit extrem skuriellen Texten versehen, einer davon ist scheinbar die dunkelerotische Vorahnung von Recoil ak. Alan Wilder und seiner Texterin Maggie Estep, dass es mal sowas wie Shades of Grey geben würde.

luscious
Sex like boys have, Sex like girls have!

Und diese ihre Vorahnung war kurz zusammengefasst so:

Carla und Jack arbeiten zusammen in einer Mayonnaiseabfüllfabrik. In einer langweiligen aber wohl sehr verträumten Pause, ritzt Carla ein Gedicht über ihre sexuellen Phantasien in den Tisch, die durch ihre Vorstellung von Jack inspiriert werden. Sie findet nämlich, Jack sei ein „Luscious Apparatus“.

Jack ließt dieses Gedicht in seiner nächsten Pause und erkennt sich darin irgendwie als Gegenpart wieder und ritzt unter das Gedicht: „Luscious Apparatus war hier!“

Irgendwann danach ergab es sich, dass die beiden zusammen Pause machten und herausfanden, dass sie das zusammen in den Tisch geschnitzt hatten und gingen zu Jack nach Hause um die Phantasien auszuleben und zwar solange, bis Carla herausfand, dass ihr Luscious Apparatus auch Dinge in sich selbst ritzte und nun vor hatte, etwas in sie zu ritzen.

Sie bekam ziemlich doll Ansgt und floh und fand auch nicht länger, dass Jack ein Luscious Apparatus war. Paff. Ende der Durchsage aus der Mayonnaisefabrik!

Großartig, oder? – noch besser ist dann aber die höchst soundige Vertonung dieses knapp sieben Minuten Werks! Das haben Alan Wilder und seine sexgardenige Miranda sehr ordentlich hinbekommen. Wie auch den Opener Incubus und das Finale Shunt. Alles in allem ist das was Recoil macht wesentlich weniger massentaugliche Elektromusik für den Hintergrund, es musste neulich im Büro nach drei Minuten ausgemacht werden, weil sich alle einig waren, dass das dort gar nicht geht (inkl. mir!) – In Ruhe zu Hause mit ordentlicher Lautstärke und nix anderem zu tun, ist es eins der besten Alben, die ich im Plattenschrank habe. Das gilt eigentlich für alle neun Tracks auf dem Album.

Außerdem ist dieses Album für mich der extrahierte Sound, der bei allen zukünftigen Depeche Mode Alben mit Alan Wilder zusammen fehlte. Darum macht dieses Album auch traurig zugleich, da man eine Ahnung hat, was hätte mehr gehen können. Nach Violator und Songs of Faith and Devotion ist Depeche Mode genau um diese unsoundigen Methoden ärmer geworden.

Die beiden Recoilalben sind schon länger auf meiner Wunschliste gewesen und die Unsound Methods sind auch sehr lange aus Kanada zu mir unterwegs gewesen, aber dafür waren es nicht allzuviele Kandadischedollar. Die Tage ist auch das Bloodline Album vom Herrn Wilder von der Wunschliste verschwunden und in den Warenkorb gewandert. Ich freu mich drauf!

Recoil steht im Plattenschrank neben Rammstein und Red Hot Chilli Peppers.

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