Programmieren mit noch mehr Freunden

heartofnoise
Das Herz des Lärms

Heute ist Teil 2 der Jean Michel Jarre and Friends Kooperation herausgekommen. Da die beiden Platten aber mit 3 und 4 nummeriert wurden, sollte man eventuell jetzt von einem Doppel-Album oder Doppeldoppelalbum sprechen?!

Es sind noch ein paar kuhle Freunde dazugekommen, die Pet Shop Boys, Hans Zimmer, Gary Numan, Cyndy Lauper, Yello und Edward Snowden?! (Das ist der Typ von ZZZ-Hacker glaub ich.)

Ich sitze jetzt noch einmal nach dem ersten Durchhören mit den Kopfhörern in der Ecke, um mal die feineren Soundspitzen zu erhaschen, denn da war auf Anhieb das ein oder andere ordentliche Zeux dabei. Der Gary Numan Track (Derbe Apoptygma Berzerk-ig) und der Pet Shop Boys Track ist jedenfalls nicht enttäuschend, sondern geht auch laut am Kopf ordentlich vorwärts.

freundeliste

 

Max Gruber aus Herxheim

Kuhl, das klingt nach altem 80er Zeugs, was Drangsal auf seinem Debutalbum Harieschaim, bzw. wie Ben sagt, dass sei doch genau meine Tasse Tee. – süßmelancholischer Beerentee, jamjam.

berrycoloredvinyl
berrycolored Vinyl

Korrekt, aber ich finde nicht, dass es sich extrem nach The Cure oder The Smiths anhört (niemand außer Robert Smith und/oder Morrissey hören sich nach The Cure oder The Smith an), sondern eher nach The Chameleons oder nach Killing Joke und sogar derbe nach The Drums (was ja nicht so richtig 80er ist) klingt. Gute Neuigkeiten, wenn man den Rest der Radioneuheiten mal so mit vergleicht, es ist schön wenn 80er Pop im Radio läuft – das war früher in der Schlagerralley schön und ist es auch heute.

Produziert ist das Album vom Tocotronic und Casper Produzenten Markus Ganter und damit sind ja gewisse Weichen auch schon von Anfang an richtig gestellt.

Das Album stellt sich im Regal dann auch direkt links neben die eben erwähnten Drums.

Super

Ertmal nen bisschen motzen: Wer denkt eigentlich nach der 20. White-colored-Vinyl in den letzten 20 Wochen noch ernsthaft, dass das Colored ist. Ich habe nach dem sichten des Covers vom neuen Pet Shop Boys Album gedacht, wenn das Colored ist, dann neongelb oder gallegrün oder wenigsten madonnapink – nix dergleichen, es ist einfach nur weiß. Super.

whitesuper
Love sees no colors
whiteboys
We were the Pop Kids – I loved you

Happiness heißt der erste Track des neuen Boys Album mit dem tollen Namen Super.

Waren auf den letzten Pet Shop Boys Alben die Opener immer nen Knaller und machten Bock auf mehr, so ist das diesmal auch irgendwie so, aber anders. Es ist irgendwie ein albernes Lied (nicht Cure melancolisch albern, sondern welt-be-ja-end) das unweigerlich darum auch happy macht.

H.A.P.P.I.N.E.S.S. – ruhig öfter mal alte Gags aus dem Schrank holen und den Titel des Tracks buchstabieren

Auch dieses Album ist vom Technopopkönig des 21. Jahrhunderts Stuart Price produziert, wie es schon bei Electric (und Music complete) der Fall war, aber diesmal abwechselnungsreicher und nicht jedes Lied nur volle Kanne Technik auf die Ohren, sondern auch mal Pauken, Trompeten, Streicher, Chöre und alte Boys Geräusche wie die guten alten Wood Drums aus Always on my Mind nur alles ohne Anne Dudley. Heißt mutmaßlich dann alles aus den Synthietürmen vom dünnen weißen Grafen oder dem heimlichen dritten Pet Shop Boy Pete Gleadall.

Mein spontaner Lieblingstrack auf dem Album ist jedoch:

The Dictator Decides

Hier singen die Boys – nach einem knapp zweiminütigen Marschmusik-Elektrosoundspektakel – sehr einfühlsam aus der Sicht eines Diktators, den einfach keiner seiner Fans endlich mal aus dem Weg räumt. Das ist erstens sehr amüsant und macht Dikatoren ja fast sympathisch, aber zweitens ist es auch vom Soundgebilde und Gesang sehr gut gemacht – vor allem der Nonnenabgesang hat was enorm extrareprisiges. Der Track wäre ein Traum für den Musikunterricht bei Frau R.B. und ihrem Pettingboys Fantum gewesen. Ich vornominiere den Track mal als Kandiate für den Track des Jahres.

Auch Burn ist ein Discoburner textlich und musiklisch, sowie die ganzen lustigen Kurztrax mit ebenso kurzen Lyrics. Super!

Das Album heißt ja laut Focusinterview so, weil die Berliner so oft Super! sagen – das habt ihr super gemacht ihr Berliner. One Assist für guten Albumnamen.

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Gatefold Boys

Zum n-ten mal haben die Leute von Farrow kuhles Design abgeliefert, ordentlich mit einer Prise Pfiff, diese mal die Boys hinter vier verschiedenfarbigen metroplane Bubbles …

… und warum ist die Platte eigentlich nicht gallegrün?

Michelle erfolgreich operiert!

Wir sind alle Chirurgen, manchmal müssen wir ein Messer in die Hand nehmen und Dinge wieder in die richtige Bahn korrigieren.

op
No more plastic, it’s fantastic!

Michelle meinem mittlerweile auch nicht mehr ganz jungen Plattenspieler, hat es den linken Ausgangskanal dahingerafft. Wackelkontakt. Schnell wurde also vom behandelnden Team ein Spenderchinchstecker im weltweiten Netz angefordert und gestern kam es bei schönstem Sonnenschein und maximal gutem Licht zur Operation.

boysNach gut 20 Minuten ist der neue Stecker bereit zum Anschluss ans System gewesen und ich glaube, Norman Palm sein Boys don’t cry hat sich noch nie so geil angehört, aber ich war auch ein wenig euphorisiert.

Jedenfalls ist der neue goldige Stecker viel kuhler als der aus Plastik – vielleicht operiere ich die Tage noch den unwackeligen Kanal. Einfach mal so, prophylaktisch.

Deine, meine, große, kleine Steine

Ich hätte ja gedacht, das Bosse auf seinen letzten beiden Alben alles Pulver verschossen hat. Kranich war im Prinzip schon eine (ziemlich gute) Fortsetzung vom Wartesaal. Eine dritte Fortsetzung hätte vermutlich keinen neuen Reiz mehr ausgelöst und darum freut es mich, dass ein paar Dinge anders sind.

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Die springende Platte ballert auf Repeat.

Es gibt mehr Synthetik, es gibt Orchester und es gibt ein Duett mit Casper (ein viel besseres als es der schwarze Kraftklub gemacht hat). Und, hey – mag Einbildung sein, aber Bosse singt in den anderen Liedern auch casperiger.

Was ich noch mag: Es gibt jede Menge Wortwitz und ich freue mich voll, dass da auch Zeilen von der Heldin Judith Holofernes dabei sind im Steine Song. Axel Bosse hat echt nen paar gute Musikerfreunde – Medienherz und ich hatten uns ja schon lange ein Casper Duett mit Bosse gewünscht, auf dem nächsten Album wäre dann ein Track mit Farin Urlaub ganz geil …

Ich denke aber nicht, dass Bosse mit dem Engtanz und meinen aktuellen Musikvorlieben ein Album des Jahres in meinem Vinylherzen geschaffen hat.

Das Album stellt sich nach zweieinhalbmal hören erstmal im Regal ganz artig und demütig neben die Singles Collection von David Bowie.

Nachtgedanken

Wie kann es eigentlich sein, dass ich keine einzige Suedeplatte hatte bis vor ein paar Tagen.

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Zwischen Sundfør und Sting

Suede macht seit Jahren genau die Musik, die es von ihrer Machart genau in meinen Lieblingsmusikhimmel schafft. Auch das neue Album Night Thoughts beginnt direkt mit einem bombastischen leichtdüster Orchesterintro und mittendrin setzt die markant Stimme von Brett Anderson ein.

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She puts her faith in the moment – Outsiders

Die gesamte erste Seite des Doppelalbums bleibt dann bei den drei Tracks auch phantastisch. Eine poppige, brachiale Düsterness, die einen direkt nach dem Durchhören, die Nadel nochmal zum Orchesterintro zurücklegen lässt.

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45 r.p.m.

Eine Sache ist noch erwähnenswert, sie macht die finale Sound-Qualität der Platte aus. Alle vier Seiten dieses Albums müssen mit 45 abgespielt werden. Supersache, das könnten die Pressheinis eigentlich mal öfter mit den Platten machen.

Hymnen

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Hymns

Der Tag ging heute morgen schon mit einer Hymne los, mit der Hymne: Ultravox’s Hymn 

Grund dafür: Das fünfte Bloc Party Album war für heute von Amazon via Post als Doppelweißvinyl angekündigt und es kam auch passend zur Mittagszeit hier an (zum Glück hatte ich mir nen ekeligen Zahnarzttermin mit danach Krankgesägt!) sodass es direkt aufgelegt werden konnte, wenn auch erstmal leise …

Nachdem Four zuletzt eine enttäuschende Nummer war, lag jetzt schonmal die Messlatte nicht mehr auf „Album des Jahres Anwärter“. Aber man wünscht sich schon, dass sie nochmal das ein oder andere Lied mit Weekend in the City Qualität hinbekommen …

weissbp

Ein paar Überraschungen hat es dann auch sehr wohl, denn von einem Track kam ich auch direkt nicht mehr richtig weg: Different Drugs

Gutes Drumwork und prima düstere Synthiefelder plus ne kuhle Kelestimme drüber, ist bisher der beste Track des neuen Jahres.

differentdrugs
Ordentlich was reingedrückt

Gags im Vinyl gibt es auch noch dazu, während auf dem Aufkleber steht, dass man noch nen paar extra ByteTracks bekommt, wenn man das Album runterlädt (ich finde nur den Code nicht …) ist auf der D Seite auch noch was versteckt. Nach zwei offiziellen Tracks Exes und Living Lux kommt eine exakt zweiminütige stille Pause und dann noch ein Track hintendran. Lustig.

Alles in allem mag ich das Album glaub ich jetzt schon ganz gerne.