Dunkle Herzen

Alben, die das Zeug haben zum Album des Jahres zu werden aber von mir zu spät in Gänze entdeckt wurden gibt es bestimmt einige. Pretty Hate Machine von Nine Inch Nails und Disintegration von The Cure sind zwei Beispiele aus den sehr sehr frühen 90ern.

Annie, Annie, they playing our Song

Jetzt hat es die Tage eine Lieferung aus Norwegen gegeben, auf die es auch zutreffen könnte: Dark Hearts von Annie aus dem Jahr 2020 in Gänze entdeckt Pfingsten 2021 und das auch nur, weil Nils, der die Atemtechnik von Nena nicht mag, es nochmal auf die Agenda geholt hat. Ob es bei mir final gereicht hätte Jarv.is zu entthronen glaub ich aber auch gar nicht.

Es ist sehr starker und intelligenter düsterer Synthiepop mit Untermischung toller Gitarren und andere Instrumente und besungen von einer kuhlen passenden Stimme. Der Familienbetrieb Storm hat hier einiges auf die Spur und dann auf das Doppelvinyl gepackt. Ein bisschen schade, dass es das nur für teuer oder in Norwegen zu erwerben gibt. Es weckt jedenfalls sofort die Lust auf mehr Musik aus Norwegen und zwar nicht nur aber auch a-ha. Was macht Röyksopp eigentlich gerade?

Annie kommt ins Plattenregal zwischen Alt-J und Arctic Monkeys.

Serpentinengefängnis

Im Abspann einer Netflix oder Primefolge begann ein kuhles Lied – das passiert mir ja ständig und ständig kaufe ich deswegen auch Schallplatten – jedenfalls in der Sekunde in der die Stimme einsetzte wollte ich wissen, welches The National Album ich dafür kaufen müsste, doch zu meiner Überraschung, hörte ich tatsächlich Matt Berninger, aber ich hörte einen Track namens One more Second seines ersten Soloalbums.

Nachdem ich das letzte The National Album nicht sonderlich gelungen fand und auch noch nix darüber geschrieben hab, ist das Solodebut von Herrn Berninger tatsächlich eine Ohrenweide. Er singt wieder, wie man sich das von ihm wünscht und es ist obendrein in einer für ihn typischen Düsterlaune instrumentalisiert. Piano, Bass, Synthies ganz prima.

Für mich spielt das Album ungefähr auf dem Niveau von The Boxer übrigens auch was Artwork, Formen und Bilder angeht.

Wild!

Kann man gar nicht ins Deutsche übersetzen so richtig den Albumnamen vom vierten Erasurealbum. Wild! Das heißt wohl sowohl auf deutsch als auch auf englisch so.

Es ist das beste Popalbum 1989 und der beste Beweis dafür, dass ein Superalbum auch ein Superalbum ist, wenn es drei Mautracks dabei hat.

La Gloria, 2.000 Miles und Star (das ist sogar eine Singleauskopplung?!) sind mitunter schlechtere Tracks, als die Single B-Seiten der Auskopplungen von Wild.

Trotzdem sind da noch die drei Hammersingles, Drama, You sourround me und Blue Savannah Song, die aus dem Album an kalten Novembertagen fast Sommer machen. Dazu noch eingerahmt von dem Pianosong Intro und Outro und dem vielleicht besten Non-Single-Erasure-Track: Crown of Thorns

You surround me!

Kleiner aber sehr feiner Bonus der Platte – auf dem Cover haben Andy und Vince damals nach dem Konzert in Frankfurt unterschrieben, leider während ich (auch sehr warm) mit Fieber im Bett lag.

Programmieren mit Freunden

Wieder hat ein diesmal schon etwas älterer Hase unser Firmenprinzip zu seinem Projektprinzip gemacht und Synthesizermusik mit Freunden programmiert. Jean Michel Jarre ist ungefähr so alt wie mein Papa*( und hat ziemlich kuhle Freunde zum Programmieren gefunden:

Aber mal zum Album: Electronica 1 – The Time Machine:

Ich habe vorab so gedacht, okay, da wird jeder einen Oxygène µ-Mix gemacht haben, aber es trotzdem interessant gefunden, Massiv Attack und Vince Clark im Umfeld von JMJ zu hören und mir vor Wochen, dieses Album bestellt. Gestern wurde es geliefert und was soll ich sagen, es zahlt sich so oft aus, die Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben. Dieses Album ist laut gehört und das jetzt schon mehrmals an einigen Stelle – aber auch inbesondere in den zwei Vince Clark Tracks – mächtig guter Elektronikkram.

jmj
Me and the dubby and precise sonic world so typical of Vince.

Außerdem schreibt der gute JMJ in seinem Booklet ganz nette Sachen über seine Freunde und warum das Programmieren mit ihnen Spaß gemacht hat und wie es dazu kam.

Jean Michel Jarre wird im Plattenregal zwischen zwei ganz großen und leider viel zu toten Leuten Platz nehmen: Michael Jackson und Joy Division

*( Apropro Papa: Der Vater von JMJ – Maurice Jarre hat die Musik von Doktor Schiwago gemacht, Schnüf-Schnüf-di-Schneuf-Schniffel-di-Schnüf-di-Schneuf – Hammer, was ne Familie … fehlt nur noch das der Sohn von MJM David Guetta ist.